Sport für jedermann!

Der Göppinger Kevin Leyrer ist kaum zu übersehen – mit seinen 115 Kilo bei 189cm Körpergröße ist das auch nicht verwunderlich. Der 26 jährige Offensive-Line-Spieler der syNeo Albershausen Crusaders hat einen ungewöhnlichen Weg in die GFL2, der zweithöchsten deutschen Spielklasse hinter sich. Als Jugendlicher versuchte er sich zunächst mit Fußball, dann kam er aus Interesse am American Football zu den syNeo Crusaders und half als Kameramann bei der Spielanalyse. Schließlich folgte dann der erfolgreiche Versuch selbst auf dem Spielfeld mitzumischen.

Aber der Reihe nach. Man hat es in Deutschland oft nicht leicht als Kind oder Jugendlicher in den gängigen Sportarten Fußball oder Handball, besonders wenn man „Ausmaße“ wie Kevin hat. Viele dieser Kinder kennen das Gefühl immer als letzter in eine Mannschaft gewählt zu werden, kein Zuspiel zu bekommen oder gar nicht erst eingewechselt zu werden. Schnell stellt sich Frust ein, einhergehend mit der Überzeugung, dass Sport wohl nichts für einen ist. Dieses Muster ist heutzutage leider weit verbreitet.

Als Kevin mit 19 Jahren das erste Mal bei den syNeo Crusaders mit Freunden vorbei schaute, war der Respekt noch zu groß und er blieb dem Geschehen auf dem Spielfeld erst einmal fern. Das Interesse an der Sportart verband ihn aber trotzdem an den Verein. Als Kameramann half er dem Trainerstab bei der Erstellung des Filmmaterials für die Videoanalyse und dem Orgateam bei den Spielreportagen. Drei Jahre lang war „Kamera-Kevin“ eine große Stütze und wurde von allen wertgeschätzt.

Es kribbelte ihm aber immer wieder unter den Nägeln und so entschloss er sich, es doch zu versuchen, einmal selbst ein Shoulderpad und einen Helm anzuziehen. Obwohl die syNeo Crusaders zu diesem Zeitpunkt, der Saison 2015, schon in der Regionalliga hochklassigen Football spielten, gelang der Einstieg. Kevin fasste schnell Fuß und etablierte sich. In der zweiten Bundesliga, der GFL2, ist er mittlerweile Stammspieler. Seine Aufgabe, den eigenen Quarterback vor den Verteidigern des Gegners zu beschützen, gelingt meist bravourös. Sogar einen Touchdown konnte Kevin erzielen, was eigentlich nicht Aufgabe eines Line-Spielers ist. Deshalb nimmt dieser Moment gegen den Meister der letzten Saison, den Kirchdorf Wildcats, auch einen besonderen Platz in seinen Erinnerungen ein.

Und hier zeigt sich das große Potential des American Football, verschiedene Charaktere und Typen in einer Mannschaft zu vereinen und Ihnen Positionen auf dem Spielfeld zu geben, mit denen sie sich den Respekt und die Achtung ihrer Mitspieler verdienen können. Klar gibt es auch Modelathleten in diesen Mannschaften, aber es gibt auch kleine Schnelle oder große Kräftige oder beliebige andere Kombinationen. Und genau das macht diesen Sport so faszinierend, denn jeder ist auf den anderen und seine speziellen Fähigkeiten angewiesen. Besonders in den Jugendteams ist dies sehr ausgeprägt und hilft Kindern, die Sport bisher nur als Schikane kannten, ein anderes Gefühl von sich und Ihrem Körper zu bekommen, wenn plötzlich anstatt Häme, Zuspruch der Mitspieler kommt.

Für Kevin Leyrer hat es mit der sportlichen Karriere sogar noch mit Anfang 20 funktioniert. Das er weiterhin Spass bei der Sache hat und die Mannschaft für ihn an erster Stelle steht, merkt man schon an seiner Antwort auf die Frage, wie seine Ziele für die kommende Saison aussehen: „Das Beste geben!“ Nicht nur mit dieser Einstellung, sondern mit seinem Weg bis in die GFL2 ist er ein Vorbild.