Ein unfassbares 65-64 gegen die Wiesbaden Phantoms, also insgesamt 129 Punkte, bescherte den Albershausen Crusaders am Samstag Nachmittag den Verbleib in der GFL2. Somit wird auch in der Saison 2018 im Waldstadion Albershausen, Football in der zweithöchsten deutschen Spielklasse gespielt.

Bereits im Vorfeld des Spiels waren die Positionen auf dem Papier klar. Für die Crusaders ging es um alles, für Wiesbaden um nichts mehr. Allerdings hatten die Gegner aus der hessischen Landeshauptstadt mit dem schwäbischen Provinz-Verein noch ein Hühnchen zu rupfen. Die Phantoms waren angetreten um ein Wort um die Meisterschaft und den Aufstieg in die erste Liga mitzureden, wurden aber im eigenen Stadion zu Saisonbeginn von Albershausen geschlagen, was den Auftakt zu einer desolaten Saison für die ambitionierte Mannschaft bedeutete. Nun bot sich die Gelegenheit zur Revanche, indem man den Abstieg der Crusaders besiegelt.

Zunächst machten die Hausherren im Waldstadion aber deutlich, dass sie ihre Chance nutzen wollten und mit einem Sieg die Klasse zu sichern. Ein Pass von Quarterback Webster auf Andreas Üding sorgte für den ersten Touchdown – der Zusatzpunkt verfehlte sein Ziel. Diese 06-00 Führung währte nur einige Augenblicke. Mit Cordarious Mann hatten die Hessen einen Runningback mit Starqualitäten auf dem Platz, der die Albershausener Defense ein ums andere Mal vor eine unlösbare Aufgabe stellte und mit zwei aufeinander folgenden Touchdowns für den Stand von 06-14 sorgte. Ein erneuter Touchdown von Andreas Üding, gefolgt von einen 2-Point-Conversion durch Timo Berroth sorgten für den Ausgleich von 14-14. Der Schlagabtausch setzte sich munter fort, teilweise hatten die Zuschauer den Eindruck, dass die Verteidiger beider Teams nicht existent waren. Es folge das 14-21 durch Cordarious Mann, das 21-21 durch Doug Webster, das 21-28 durch Nico Netz der Phantoms und das 28-28 durch den Topscorer der Crusaders, Matt Scheuring. Das letzte Wort vor der Halbzeitpause hatte aber erneut der Wiesbadener Mann, der mit einem unglaublichen Lauf das 28-35 markierte.

Nach der Pause hatte Wiesbaden den besseren Start und mit einem Touchdown von Joshua Haas auch die nächsten Punkte auf der Anzeigetafel. Doug Webster konterte zwar direkt zum 35-42, was aber bis zum Ende des dritten Quarters das einzige Lebenszeichen der Albershausener blieb. Auf Seiten der Phantoms lief es deutlich besser, den Joshua Haas erreichte die Endzone der Crusaders zwei weitere Male und schraubte den Vorsprung der Hessen auf 35-56.

Aber nun zeigte sich, dass sich die Crusaders auf viele Spieler verlassen können, wenn es brenzlig wird. Patrick Schmid hielt die Hoffnungen am Leben, als er in drei aufeinander folgenden Spielzügen die Pässe von Doug Webster sichern konnte. Giano White überbrückte die letzten Meter per Laufspiel zum Touchdown, was bei den Fans wieder zu Hoffnung führte. Anschließend konnte die Defense endlich einen Drive der Phantoms stoppen und Giano White, diesmal per Pass, brachte Albershausen auf 49-56 heran. Wieder gefordert, lieferte die Verteidigung nun in Person von Fabian Lieb erneut ab. Er konnte einen Pass des Gegners abfangen und somit das Ballrecht sichern. Diese Chance ließ sich Doug Webster nicht entgehen und führte seine Offense erneut übers Feld um dann den Drive selbst mit einem weiteren Touchdown und einer 2-Point-Conversion abzuschließen, was die Führung von 57-56 bei zwei Minuten verbleibender Spielzeit bedeutete. Zu diesem Zeitpunkt kochte das Waldstadion, einzig um Sekunden später wieder in Schockstarre zu verfallen.

Nico Netz punktete erneut für Wiesbaden und die Phantoms entschieden sich ebenfalls erfolgreich für eine 2-Point-Conversion – Spielstand 57-64. Mit nur 52 Sekunden auf der Uhr überbrückten die Crusaders das Spielfeld erneut zügig, kamen aber nur bis zur gegnerischen 25-Yard-Linie, wo man bei vier Sekunden verbleibender Zeit ein letztes Timeout nahm. Ein allerletzter Spielzug sollte über den Ausgang einer kompletten Saison entscheiden. Quarterback Webster fasste sich ein Herz, warf den langen Pass und fand Andreas Üding in der Endzone zum 63-64. Die Spielzeit war zwar abgelaufen, aber der Zusatzpunkt wird beim Football immer ausgespielt – somit hatten die Albershausen Crusaders die Chance, mit einer erfolgreichen 2-Point-Conversion den Sieg zu holen und den Abstieg abzuwenden. Matt Scheuring, Mister Zuverlässig, war dann die Anspielstation von Doug Webster. Ein kurzer Pass in die Hände von Scheuring und das Stadion rastete komplett aus. Der Football-Krimi fand mit 65-64 für Albershausen ein glückliches Ende.

Der Abteilungsleiter der Crusaders, Bastian Braulik, fasste überglücklich zusammen: “129 Punkte in einem Spiel, die Spannung bis zur letzten Sekunde und darüber hinaus, dazu die Situation ‘Alles oder nichts’– so etwas habe ich in 18 Jahren Crusaders nicht erlebt und werde es wohl auch nicht mehr in der Form erleben”!

Bericht: Mirko Mosenthin
Bild: Stefan Linhart